Das Ulmer Münster: Fast 800 Stufen führen bis ganz nach oben
Ganz gleich, ob man mit dem Auto, dem Zug oder dem Rad unterwegs ist, schon aus weiter Ferne sieht man das Ulmer Münster, mit seinem (noch) höchsten Kirchturm der Welt. Wenngleich die Sagrada Família in Barcelona das Münster bald um seinen Platz an der Spitze bringt, dürfen die Ulmer stolz auf ihr Jahrhunderte altes Bauwerk sein, das auch als zweithöchster Kirchturm der Welt ganz gewiss zu den Highlights der Stadt zählen wird.
Das Ulmer Münster: Kein überlaufener Touristen-Hot-Spot
Aufgrund seiner zentralen Lage kommt man bei einem Besuch in der Donaustadt um das Münster praktisch gar nicht herum. Das Ulmer Münster steht auf einer heutzutage kaum mehr spürbaren Anhöhe im Herzen Ulms. Am Münsterplatz, auf dem auch Jahr für Jahr der herrliche Weihnachtsmarkt stattfindet, laufen zahlreiche Einkaufsstraßen - die fast allesamt Fußgängerzone sind - zusammen. Große Ketten und kleine Geschäfte laden zum Shopping in Münsternähe ein, Restaurants, Cafés und Eisdielen locken mit Blick auf das imposante gotische Bauwerk. Lesen Sie auch: Shopping in Ulm und Umgebung
In dem evangelischen Münster werden auch heute noch ganz regulär Gottesdienste aller Art abgehalten, darunter Gottesdienste zu besonderen Anlässen wie Weihnachten und Ostern. Auch Taufen, Konfirmation und Trauungen finden hier weiterhin statt.
Dennoch hat das Münster für Interessierte geöffnet, immer vorausgesetzt, dass keine Gottesdienste oder Veranstaltungen, wie die beliebten Konzerte, abgehalten werden. Der Eintritt zum Ulmer Münster ist kostenfrei, wer jedoch mehr über den gotischen Bau erfahren möchte, kann eine kostenpflichtige Führung buchen. Münsterführungen werden zum einen über die Münsterverwaltung selbst angeboten, aber auch so manch eine Führung der Stadt Ulm vermittelt einen guten Eindruck von der Geschichte dieses beeindruckenden Bauwerks.
Wer hoch hinaus möchte, hat dazu die Gelegenheit. Die Besteigung des 161,53 Meter hohen Westturms ist gegen Eintritt möglich. Die 768 Treppenstufen führen auf eine Höhe von 142 Metern und nach dem atemraubenden Treppensteigen raubt einem der Ausblick den Atem. Bei gutem Wetter sieht man selbst die Alpen glasklar. Vor der geplanten Turmbesteigung sollte man sich jedoch genau informieren, denn Baustellen verhindern so manches Mal den Aufstieg bis ganz nach oben. Einen Blick auf das Münster ohne Gerüst zu werfen, gilt ohnehin als beinahe unmöglich.
Die Geschichte des Ulmer Münsters
Der Bau des Ulmer Münsters begann bereits im Jahre 1377. Da sich die Ulmer damals noch außerhalb der Stadt zum Gebet im Gottesdienst einfinden mussten, entschieden sie sich dazu, ihr Münster an prominenter Stelle in Ulm zu errichten. Im Zuge einer Abstimmung in den Jahren 1530/1531 trat ein Großteil der Ulmer zudem zum evangelischen Glauben über, woraus sich ergab, dass das Münster zu einem evangelischen Gotteshaus wurde.
Gerade weil das Ulmer Münster an entsprechend prominenter Stelle steht, grenzt es an ein Wunder, dass es insbesondere den Zweiten Weltkrieg, bei dem weite Teile der Ulmer Innenstadt in Trümmern lagen, weitestgehend unbeschadet überstanden hat. Lediglich gegen Kriegsende rauschte ein Blindgänger durch das Dach des Gotteshauses, wohingegen viele der filigran gearbeiteten Originalfenster ausgebaut und sicher verwahrt wurden. Zerstörte Fenster werden bis heute - meist gegen Spenden - ersetzt, weshalb sich in den Fenstern des Ulmer Münsters auch modernere Szenen abspielen.
Weniger Glück hatte das Münster in den Jahrhunderten zuvor, wo es im Zuge von Aufständen geplündert und die Ausstattung teilweise beschädigt oder zerstört wurde. Verschont wurde unter anderem das aufwendig herausgearbeitete Chorgestühl, das zu den bedeutendsten gotischen Chorgestühlen in ganz Deutschland zählt.
Ab 1532 wurde am Münster für rund 300 Jahre nicht mehr gebaut. Erst im 19. Jahrhundert wurde das Münster zu seiner heutigen Form ausgebaut, inklusive des markanten Westturms. Bis heute sagt man sich, dass der Turm ursprünglich 10 Meter weniger messen sollte, die Ulmer aber während der Bauphase nochmals nachlegten, um mit einer Gesamthöhe von über 161 Metern den 157 Meter hohen Kölner Dom zu überragen.
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Die Bedeutung des Münsters für Ulm
Das Ulmer Münster mag zwar ein geschichtsträchtiges Gebäude und ein Bauwerk von historischer Bedeutung sein, da es auch heute noch genutzt wird, ist es aber weit mehr als nur ein Touri-Magnet. Tatsächlich hält sich der große Ansturm, obwohl das Münster gut besucht ist, oftmals sogar in Grenzen, da gerade ausländische Urlauber auf Deutschland-Tour eher dem bekannteren Kölner Dom einen Besuch abstatten.
Dennoch gehört das Münster zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten in Ulm und dient im Sommer häufig als Kulisse für Konzerte auf dem Münsterplatz, während von Ende November bis kurz vor Weihnachten der Weihnachtsmarkt auf dem Münsterplatz unter anderem auch dem angestrahlten Münster sein herrliches Ambiente verdankt.
Tipp: Im Restaurant Bella Vista können Sie gemütlich frühstücken und dabei einen wunderbaren Blick auf das Münster genießen.
Öffnungszeiten des Ulmer Münster:
- April - Mitte Oktober: 09:00 Uhr - 18:00 Uhr
- Mitte Oktober - März: 10:00 Uhr - 17:00 Uhr
- Während des Weihnachtsmarkts: 10:00 Uhr - 18:00 Uhr (Sonntags bis 17:00 Uhr)
- Silvester: 10:00 Uhr - 12:00 Uhr
Turmbesteigung:
- Mitte Oktober - März: 10:00 Uhr - 16:00 Uhr
die 102m-Ebene kann täglich von 12:00 Uhr - 14:30 Uhr bestiegen werden - April - Mitte Oktober: 09:00 Uhr - 17:00 Uhr
die 102m-Ebene kann täglich von 10:00 Uhr - 15:00 Uhr bestiegen werden
Die Turmbesteigung kostet Eintritt. Erwachsene zahlen 7€, Kinder (7 - 17 Jahre) 4,50€ und Familien 18€.
Alle Angaben ohne Gewähr! (Stand: Januar 2025)
(Text: N. S. - Die Autorin lebt und arbeitet ganz in der Nähe von Ulm und verbringt einen Teil ihrer Freizeit in der Donaustadt. Sie hat u.a. auch den lesenswerten Artikel Ausflugsziele in Ulm geschrieben.)